Quarantäne II

Die zwei Wochen Quarantäne sind geschafft und wenn ich zurückdenke, kann ich mich an drei Dinge erinnern: Wie wir angekommen sind, wie ich auf der Couch liege und wie wir zum ersten Mal wieder raus dürfen. Alles dazwischen ist nur noch schemenhaft: aufstehen, essen, warten, essen, warten, ins Bett gehen.

Ok, jetzt übertreibe ich vielleicht ein bisschen, ganz so schlimm war es nicht. Aber es war sehr eintönig. In der ersten Zeit hatte ich auch ordentlich Jetlag und konnte nicht so gut schlafen (Katharina, die Harte, natürlich nicht).

Zusammenfassend kann man dennoch sagen, dass alles wirklich ausgezeichnet geklappt hat. Die Wohnung, die wir über AirBnB gemietet haben (mittlerweile ist das für Coronaquarantäne illegal und man muss ins Einzelzimmer ins Hotel) war wirklich sehr geeignet. Groß genug um sich nicht die ganze Zeit zu sehen, „schön“ eingerichtet und ausgestattet, sauber und mit einer angenehmen Klimaanlage, so dass man nicht so unter dem Wetter (36 °C, Luftfeuchtigkeit >80%) litt. Wir hatten einen kleinen Balkon um die Wäsche zu trocknen und wenn man sich rausgetraut hat, hat man gemerkt, wie heiß es wirklich ist.

Der Tag richtete sich nach den Mahlzeiten. Da wir nicht einkaufen konnten, haben wir das meiste (eigentlich alles) bestellt. In der Hochzeit kam der Lieferdienst bis zu vier Mal am Tag. Das Gute dabei ist, dass es in Taipeh wirklich günstig (ca. 4-12 Euro für zwei Personen) ist an ausgezeichnetes Essen zu kommen. Dabei gibt es zwei relevante Apps, Foodpanda (von Foodora/Lieferheld) und Uber Eats (von Uber) mit denen man in ca. 15-25 Minuten wirklich eine Topauswahl an Essen und Trinken aller Art hat. Hier gibt es wirklich alles und im Gegensatz zu dem was wir aus Europa gewöhnt sind kommt die Lieferung frisch, richtig heiß und gegebenenfalls knusprig nach Hause. Selbst Suppen oder Frittiertes schmecken fast wie im Restaurant und man verbrennt sich die Schnauze, wenn man zu gierig ist und nicht aufpasst! Geliefert wird gefühlt Tag und Nacht und bei Wind und Wetter.

Wie würde so ein Tag in Quarantäne nun aussehen? Aufstehen und ein kleines Abwägen mit Katharina was wir denn frühstücken wollen. Manchmal wurde das auch schon am Vortag geklärt und man musste nur auf bestellen tippen. Dann musste es schnell gehen: duschen, Zähne putzen und das Essen ist schon da.

Taiwanesisches Frühstück ist sehr reichhaltig. Wenn man ehrlich ist, unterscheiden sich Frühstück, Mittag- und Abendessen nicht so stark voneinander. Mein Lieblingsessen sind bekanntermaßen gefüllte Teigtaschen (Xiaolongbao) und somit kann man diese morgens, mittags und abends essen. Aber es gibt auch andere fettige Leckereien, wie Eitoast, Pfannkuchen, Reiskuchen. Hier eine kleine Auswahl. 

Jeden Morgen gab es zum Frühstück noch das eigentliche Highlight des Tages: der tägliche Quarantänecall. Wir waren verpflichtet jeden Morgen und Abend unsere Temperatur zu messen. Das wurde dann mit einem Anruf überprüft:

  •           Good moooorning. How do you feel today?
  •           Good
  •           Not any symptoms? Cough, taste, smell, diarrhea?
  •           No, everything is very well!
  •           Ok, and what about the temperature?
  •           35.6
  •           Ok, and what about Katharina …
  •           Same here
  •           Ok, I will call you tomorrow bye, bye!   

Ein Mal haben wir es aufgezeichnet: 


Hier ein Überblick über unsere Temperatur während dieser Zeit: Es sah wirklich nicht nach Corona aus.

 



Meistens und gerade am Anfang sind wir (insb. ich) erst gegen 10 bis 12 aufgestanden (Jetlag) und konnten so direkt Mittagessen bestellen. Das waren dann Nudelsuppen, Dumplings, Xiaolongbao, Nudeln oder Reisgerichte. 



 

Häufig folgte dann ein paar Stunden später eine weitere Bestellrunde und zwar Kuchen und/oder Tee. Die Süßigkeiten hier verdienen ihren Namen und sind sehr süß! Zum Beispiel haben wir einmal fluffigen Teig mit Mango bestellt:

 



Außerdem kann man sehr günstig Tee bestellen. Sowohl kalt, als auch warm und sehr lecker! Der Oolong-Tee in Taiwan ist einfach ausgezeichnet und das gilt sogar für den gelieferten. Natürlich nicht in zeremonieller Form angereicht, sondern im Plastikbecher, aber dennoch sehr gut:

 


Zum Abendessen haben wir uns dann manchmal sogar an die internationale Küche gewagt. Also japanisch, koreanisch oder auch mal Burger. Auch hier gab es eigentlich keine Enttäuschungen: Der Burger war superlecker. 








Vier Mal bestellen stellt uns natürlich auch vor ein Problem: Ein Müllproblem. Denn generell wird hier alles sehr großzügig eingepackt und meist erst in eine Pappschachtel, dann in Papier und dann in eine Plastiktüte. Nun ist es aber auch so, dass hier sehr streng Müll getrennt wird. Ähnlich wie bei uns der gelbe Sack muss man Restmüll hier nämlich extra bezahlen. Recyclingmüll ist umsonst und deswegen wird penibel auseinanderdividiert. Außerdem ist es so, dass durch die heißen Temperaturen offener Müll schnell zum teuren Sündenfall wird. Geruch und Tiere werden so produziert bzw. angelockt. Deswegen hat man auch keine Mülltonnen vorm Haus, sondern jeden Tag ein bis zwei Termine an denen die Müllabfuhr vorbeikommt und man seinen Müll persönlich abgeben muss. Und das ist in Quarantäne natürlich nicht möglich – man darf ja nicht raus. Also haben wir unser Einmalbesteck, die Verpackungen und auch sonst alles, was mit Essen kontaminiert sein könnte abgespült und in die Recyclingtüte gesteckt. Abgesehen davon haben wir versucht möglichst wenig Müll zu produzieren und haben brav aufgegessen oder aufbewahrt und später weitergegessen. Ein weiterer Vorteil, wenn man viel Zeit hat und somit einen genauen Überblick über das hat was man noch so essen könnte. Absolut unvermeidliche Essensreste haben wir dann eingefroren. Also irgendwann war unser Kühlfach voll mit gefrorenem Müll. Aber dann konnten wir freundlicherweise die Vermieterin um Hilfe bitten, die diesen für uns wegebracht hat.

Wie das so ist, wenn man immer nur asiatisch isst, irgendwann sehnt man sich nach Brot, nach Müsli, nach etwas, dass nicht sehr gewürzt ist. Und so haben wir dann – natürlich – bestellt und zwar bei Carrefour. Über Carrefour möchte ich demnächst aber gerne nochmal etwas mehr erzählen, denn der ist echt toll! Das hat auch gut geklappt: Ein weiterer Vorteil an der Quarantäne ist, dass man immer zu Hause ist, wenn eine Lieferung kommt.

Insgesamt ist eine zweiwöchige Quarantäne also ein hervorragender Weg entspannt in eine neue Kultur zu finden, die Zeitumstellung zu bewältigen und dann gestärkt wieder ins richtige Leben zu starten. Auch kulturell ist man am Anfang noch in einer Honeymoonphase, kann also die neuen kulinarischen Eindrücke genießen und wertschätzen.

 (und seitdem ist nochmal bisschen Zeit vergangen, dazu demnächst mehr).

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