Quarantäne 2.0
Jetzt
gab es doch eine sehr lange Pause zwischen diesem und dem letzten Beitrag. Das
liegt wohl vor allem daran, dass ich durch den täglichen Chinesischunterricht erstens
wenig erlebt habe und zweitens wenig Zeit hatte. Ich habe zwar noch ein paar
gute Storys erlebt und mir einige Notizen gemacht über was ich noch schreiben
könne, aber dazu sind nicht gekommen. Jetzt geht es weiter mit dem zweiten Jahr
Taiwan. Ich hoffe trotzdem weiter auf treue Leserschaft.
Rückkehr
Ich
bin jetzt schon eine Woche wieder in Taiwan, ich bin also schon seit einer
Woche in nur einem Zimmer. Als Katharina und ich zum Sommerurlaub nach
Deutschland aufgebrochen sind, war der Plan, dass ich die Quarantäne bei meiner
Rückkehr in unserer Wohnung verbringe. Die taiwanesische Regierung hatte aber
andere Pläne mit mir und so muss sich die Quarantäne jetzt in einem Hotelzimmer
verbringen. Dass es so weit eigentlich kein Problem, aber man muss schon sagen,
dass Quarantäne zu zweit deutlich besser ist. Da geht es mir wahrscheinlich so
wie vielen in dieser ganzen Coronasituation, das zweite Jahr ist nicht gerade
leichtflüssiger, hoffnungsfroher und aufregender. Aber was will man machen, wer
klagt verzagt.
Ankommen
Vor
einer Woche bin ich also angekommen und man muss wirklich sagen, dass die
Taiwanesen die gesamte Organisation von Einreisenden noch mal deutlich
verbessert haben. Man hat hier wahnsinnige Angst vor der Delta-Variante, da man
das Pandemiegeschehen dann wahrscheinlich wirklich nicht mehr unter Kontrolle
hätte. Durch einen relativ konsequenten Lockdown hat man es geschafft, dass die
täglichen Neuansteckungen jetzt nur noch einstellig sind. Außerdem handelt es
sich bei den Ansteckungen fast ausschließlich um die Alphavariante, also die
Boris-Johnson-Variante. Wenn man ankommt, muss man sich zuerst zur
Quarantäne registrieren, also seine Handynummer angeben und der Überwachung
zustimmen. Dabei wird einem allerdings von vielen Mitarbeitern geholfen, sodass
der gesamte Jumbojet innerhalb von 5 Minuten alles erledigt hat. Fairerweise
muss dazu gesagt werden, dass in dem Flugzeug natürlich auch nur etwa 40 Leute
saßen. Klimafreundlich fliegen geht auf jeden Fall anders. Dann kommt man zur
nächsten Station, die des Gesundheitsamtes. Hier bekommt man ein Döschen, das
mit Namen und Geburtsdatum versehen wird. Außerdem wird einem ein Schnelltest
ausgehändigt, der am zehnten Tag der Quarantäne selbstständig durchgeführt
werden soll.
Mit
dem kleinen Döschen bewaffnet, geht es weiter durch die Grenzkontrolle (auch
das innerhalb von 1 Minute erledigt). Dann kommt man zum Gepäckband und die
Koffer legen auch schon bereit zur Abholung. Diese wurden schon ausgiebig mit
Alkohol eingespielt, damit es auch ja kein Virus ins Land schafft. Danach gehts
durch den Zoll, und was früher die Ankunftshalle war ist nun ein neu aufgebauter
Parcours, bei dem man jetzt zum Seitenausgang des Flughafens geleitet wird. An
diesem Seitenausgang wird man nun eine kleine Kabine geführt, bei der man in
das vorher ausgehändigt Döschen rein spucken muss. Diese Probe
wird dann für einen PCR Test verwendet. Natürlich fühlt man sich dabei, als ob
man aus einem kriegswaffenverseuchten Gebiet kommen würde da jedermann mit
voller Schutzmontur darstellt. Außerdem sind hinter einigen Säulen versteckt im
gesamten Flughafen noch weitere Mitarbeiter, die unentwegt als mit Alkohol
einsprühen und putzen.
Damit
ist der Einwahlprozess aber nicht abgeschlossen: zum Schluss muss man noch zum
Taxistand, bei dem man natürlich noch mal komplett in Alkohol eingespielt wird,
das Gepäck natürlich auch noch mal. Im Gegensatz zu vorigem Jahr fühle ich mich
allerdings schon deutlich mehr Zuhause. Meine Sprachkenntnisse reichen jetzt
immerhin aus verstehen was von mir gewollt wird und auch mit dem Taxifahrer
konnte ich eigentlich die ganze Fahrt über Konversation betreiben. Sicherlich
nicht auf dem Level von Konfuzius aber gut genug, um damit aufgezogen zu
werden, dass Deutschland gegen England bei der Europameisterschaft verloren
hat. Außerdem natürlich das obligatorische Corona-Gespräch und auch noch mal
der gutgemeinte Hinweis, dass europäische Frauen nur bis 25 gut aussehen,
während Taiwanesinnen noch bis 35 herzeigbar sind.
Danach
fuhren wir zum Hotel, hier darf man natürlich nicht einfach in die Lobby
stapfen, vielmehr fährt das Taxi ins Parkhaus in das tiefste Parkdeck, dort zu
einem abgesperrten Bereich, der durch eine komplett in Schutzausrüstung
eingepackte Rezeptionistin bewacht wird. Dann wird noch war alles eingesprüht,
und dann fährt man allein in den 14. Stock, die Tür zum Hotelzimmer ist offen,
man geht rein, die Tür fällt zu, et voilà.
Aufenthalt
Seitdem
ist nichts passiert. Ich sitze im Hotelzimmer, ich liege im Hotelzimmer,
ich mach meine Fitnessübungen im Hotelzimmer und das wars. Das stimmt nicht
ganz: Am zweiten Tag der Quarantäne gab es noch ein kleines Highlight. Mein
Bruder, der am Tag danach zurück nach Deutschland geflogen ist kam vorbei und
hat mir einige über lebenswichtige Dinge vorbei gebracht: Fitnessmatte,
Bildschirm zum Arbeiten, Tastatur, Schwamm und Geschirrspülmittel, etc. Leider
konnten uns nicht aus der Nähe betrachten aber immerhin haben wir uns zu
gewunken.
Wer findet ihn? |
Wer findet mich? |
Ansonsten
bekomme ich jeden Tag eine SMS vom Gesundheitsamt, das wissen will, wie es mir
geht (bisher sehr gut). Und dann ist da noch meine persönliche Polizistin, die
mich einmal angerufen hat und mir erzählt hat, dass es gegen Ende der
Quarantäne noch ein Ausflug ins Krankenhaus gibt um einen weiteren PCR-Test zu
machen (da freue ich jetzt schon drauf wie Bolle) und deren Chat-Kontakt ich
jetzt habe. Wir schreiben alle zwei Tage, sie erzählt bisher von ihrem Leben
und ihrer Familie. Ich habe schon einiges erfahren.
Kommen wir zum Essen. Es gibt täglich drei Mahlzeiten. Diese sind nicht schlecht. Das Essen ist immer frisch gekocht und insofern abwechslungsreich als das zwischen europäischer und asiatischer Küche alterniert wird. Manchmal gibt es einen kleinen Salat, manchmal gibt es Obst. Man merkt, dass immer der gleiche Koch am Start ist, aber das muss ja auch nichts Schlechtes sein. Die Gerichte ähneln sich, es gibt ähnliche Beilagen und leider ist das Essen meistens maximal lauwarm. Aber ich habe auch schon oft sehr viel schlechter gegessen. Es gibt Ausreißer nach oben, es gibt Ausreißer nach unten. Ein solcher Ausreißer nach unten war die verbrannte Pizza. Da habe ich mich dann beschwert und dafür habe ich dann als kleine Entschädigung einen handgeschriebenen Brief des Küchenchefs und ein Stück Kuchen bekommen. Das war wirklich süß.
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