Mittagessen mit James und Prof. Gu

Eines der ersten besonderen Erlebnisse in Taiwan war unser Mittagessen mit James und Professor Gu zu Semesterbeginn. Es war gleichzeitig super interessant und extrem befremdlich.

Wer ist James? James ist ein ehemaliger Promotionsstudent von Professor Wagner und jemand über den Professor Wagner sehr gut gesprochen hat. Nachdem ich mich entschieden habe nach Taiwan zu gehen hat jener den Kontakt zu James hergestellt und wir haben einige E-Mails ausgetauscht und dabei war James zu jeder Zeit super nett und hatte sogar angeboten - trotz Coronavirusgefahr - uns vom Flughafen abzuholen (was wir natürlich abgeleht haben). Nach unserer Ankunft in Taiwan hat James dann auch den Kontakt zu Professor Gu hergestellt.

Wer ist Professor Gu? Professor Gu ist ein Cousin von James und Professor an der NTUST (also unserer Uni). Es war ein glücklicher Zufall, dass James einen Verwandten bei uns an der Uni hatte und eine taiwanesische Selbstverständlichkeit, dass man in das erweiterte Netzwerk aufgenommen wird. Wir haben damals schon ein paar E-Mails ausgetauscht und uns fest vorgenommen, uns zu treffen, sobald wir in Taipei angekommen sind. Außerdem ist Professor Gu sehr reich. Während unseres Treffens hat das James mehrfach betont (und Professor Gu seinerseits, dass das wohl nur ein Diss seiner Figur sei). Professor Gu kommt scheinbar aus einer reichen Familie, aber hat sich wohl eine besonders goldene Nase verdient, indem er in China Solarkraftwerke aufgebaut hat.

Als wir zu unserem Treffen verabredet waren, hatten wir gerade die ersten Wochen in Taiwan hinter uns und waren noch in der totalen Honeymoon-Phase. Damals war alles neu und alles lecker (auch die Mensa). Versteht mich nicht falsch. Die Mensa ist immer noch sehr lecker, aber nicht mehr ganz so aufregend wie am Anfang. Es war unklar, wohin wir essen gehen würden und wir haben das Staff-Restaurant vorgeschlagen (es gibt hier so eine Art Premium-Mensa bei der man a la carte bestellen kann), aber das wurde abgelehnt. Was wir stattdessen machen würden war jedenfalls unklar.

Vielmehr sollten wir zum Uni-Eingang kommen. Es war 34°C warm und James sagte er sei etwas zu spät, von Professor Gu keine Spur! Irgendwann kam James dann aus dem Taxi gehastet und hat uns herangewunken, denn direkt um die Ecke stand ein nagelneuer, obszön großer SUV. Und in dem SUV saß Professor Gu. Ich hatte wettergerecht Birkenstock an und fühlte mich sehr underdresst. Danach stiegen wir ein und fuhren zum Mittagessen. Er fragte noch kurz, ob wir Meeresfrüchte essen würden und als wir dies bejahten waren wir auch schon vor einem Schicki-Micki-Restaurant und wurden ins Separee geführt. Davor haben wir noch ein kleines Geschenk in die Hand gedrückt bekommen. Eine edle Box mit allerlei typischen Snacks zum Mondfestival (süße Fleischpastete und ähnliches).

Und als wir dann im Speisezimmer waren ging das Mittagessen los:

Gestartet haben wir mit Seeigel und Fischeiern auf Rettich. Das war ein köstlicher Einstieg und natürlich etwas Besonderes. Gleichzeitig hatten wir doch noch kurz die Sorge, was passiert, wenn wir nicht eingeladen werden und dass Ganze dann am Ende hätten zahlen müssen.

Als Zwischengang gabs einen kleinen Algensalat.

Dann kamen wir zu einer Sushiplatte, absolut wohlschmeckend.


Anschließend einen Fisch mit irgendwas anderem meersfrüchtemäßigem dazu.

Danach gabs erstmal Sashimi...

Kommen wir zum panierten Riesenschrimps...

und der Fischfrikadelle mit überbackenem Ichweisßnichtwieesheißtundichkannauchnichtmehr.


Achso und dann war da noch die Fischsuppe,


knusprig frittierte Fischhaut mit Misofenchel (megalecker!),


kleinen Garnelen, und einer ersten Nachtischsuppe.



Final gabs noch Wassermelone.

Im Separee wird geschlemmt
Der Cognac

Dazu wurden wir auch mehrfach aufgefordert von dem tollen Cognac zu trinken, der uns von Professor Gu feilgeboten wurde (er selber hat als Fahrer vorbildlich nichts getrunken)

Ich muss sagen, jetzt da ich das alles aufschreibe, wird mir nochmal klar wie viel das war und warum ich mich so fühle als hätte ich alleine durch dieses Essen massiv zugenommen.

Glücklicherweise mussten wir tatsächlich nichts fürs Essen zahlen, alles andere wäre auch ein Massaker im Geldbörserl gewesen. Wir bezahlten mit unserer Bewunderung für dieses tolle Essen und die Großzügigkeit unseres Gastgebers und das auf die Zunge beißen bei manchen Bemerkungen. James war seinerseits auch begeistert, denn obwohl er Leiter der Forschungsabteilung einer Klinik ist, liegt das wohl außerhalb seines Budgets.

Insgesamt ein wunderbar skurriles, abgehobenes Erlebnis, danach mussten wir uns doch erstmal kneifen. Die taiwanesische Schickeria lebt ein interessantes Leben. Da dem Essen wurden wir noch ordnungsgemäß zurück zum Büro chauffiert. Ein rundum gelungener Mittagssnack - mit wohlverdientem Foodkoma.

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